Mut zum Malen

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Mut zum Malen

Jede Frau, jeder Mann und jedes Kind kann malen. Schon ein Punkt oder ein Strich  ist der Beginn eines Kunstwerks. Hat ein Kind Papier und Stift zur Hand, beginnt es zu Malen. Schon ein  Strich kann durch die Vorstellungskraft zur Schlange oder zum Flugzeug werden. Das Bild beginnt zu Leben in den Gedanken des  Künstlers. Kinder malen spontan und ungezwungen. Kinder zeigen uns, wie wir malen können. Lerne wieder laufen mit dem Pinsel oder dem Stift in der Hand, weil es dir gut tut.

Dies ist meine innerste Überzeugung und der Grund, weshalb ich  einen Beitrag in diesem Buch schreibe.

Mein Name ist Susanna Schneebeli – Dürlemann. Schon als Kind war ich sehr aufmerksam. Ich liebte Formen und Farben und spielte mit Ihnen in meiner Phantasie. Nicht alle Lehrer hatten Verständnis dafür. Ich malte während der Schulstunde Muster und Schnörkel. Dieses Spielen konnte ich ins Erwachsenenleben hinüberretten.

Gerne erspüre und erarbeite ich immer wieder  neues. Ich gestalte Dekorationen mit allem möglichen und unmöglichem, das mir in die Finger kommt und male heute vor allem auf Seide.

Innere Bilder  

Keine zwei Menschen sehen ein Bild mit denselben Augen. Jedes Auge aber kann geschult werden, um Farben und Formen bewusster wahrzunehmen und innere Bilder aufzubauen. Diese inneren Bilder suchen nach einem angemessenen Ausdruck.

Nur die wenigsten Menschen können ihr inneres Bild fast identisch auf Papier oder Leinwand bringen. Das benötigt jahrelange Einübung der verschiedensten Techniken. Viele unter uns sind Perfektionisten.  Oft übervordern wir uns selber, weil wir nicht zufrieden sind mit unserem Werk. Kinder zeigen uns, dass man trotzdem den Stift benützen kann und kleine Kunstwerke entstehen. Die Zeichnung hat vielleicht äusserlich wenig mit der ursprünglichen inneren Vorstellung zu tun, dennoch wird es auf irgend eine tiefgründige Weise dem innern Bild gleichen oder es auch auf geheimnisvolle Art verändern. Wenn wir Erwachsenen nicht zu diesem kindlichen gesunden Zugang zurückfinden, werden wir uns kaum ans befreiende Malen heranwagen.

Nicht jedes Bild entsteht aus einem bewussten Akt oder einer klaren inneren Vorstellung. Bilder können Dinge zum Ausdruck bringen, die erst im Prozess des Malens oder auch Monate später ins Bewusstsein gelangen. So dass der Künstler selber überrascht entdeckt, was sich da beim Malen ereignet hat. Ein Bild kann man entstehen lassen, ohne den Farbverlauf und die Linien bewusst steuern zu wollen. Dieses Loslassen braucht Mut.

Ein Bild spricht nicht jeden Menschen gleich an. Es kann dem einen gefallen und dem andern nicht. Es spricht die Seele an oder es berührt sie nicht. So verschieden wie wir Menschen sind, so verschieden ist unsre Wahrnehmung.

Ein Malkurs kann uns bestenfalls helfen, die Materialien und Werkzeuge richtig anzuwenden. Dieses Wissen kann neue Möglichkeiten eröffnen. Nach diesen Übungen beginnt aber das freie  Malen, der befreiende Umgang mit den gelernten Techniken. Objektiv beurteilen, kann man demnach auch nur die Technik, nicht aber das Bild selbst. Diese Beurteilung wird wohl immer vom betrachtenden Subjekt geprägt sein.

Beim befreienden Malen darfst du frech sein ohne jemandem weh zu tun, kannst du Farben verwenden, welche dir eigentlich nicht zusagen. Mit deiner Lieblingsfarbe  kombiniert ergibt sich ein ungeahntes Farbspiel.

Bildbeschreibung

pulsierendes Leben

Ich liebe dieses Bild weil es sehr viel Kraft enthält. Die Qualle hat eine Mitte und wächst spiralförmig nach aussen. Aus dieser Mitte entspringt  ein ständig sprudelnder Wasserfall. Andere sehen in diesem Wasserfall den Schweif eines Kometen. Die Qualle  entfaltet sich mit feurig roten Blättern pulsartig nach aussen. Diese Bewegung beinhaltet den Puls des Lebens. Feine hellblaue Linien zeichnen das ganze Bild. Sie stehen für die Lebenslinien. Der Hintergrund ist in den Farben blau ,rosa und vanillegelb sehr lieblich gestaltet. Neben dem feurigen Rot findet man auch Konturen in königlichem blau. Im Bild unten rechts können Sie einen Kopf entdecken mit einer leicht angedeuteten Nase und nach unten gezogenen Lippen. Ein Auge ist  offenen, das andere scheint krank.

Bei der Entstehung dieses Bild, sah ich in meiner Phantasie die groben Züge. Beim Malen sprudelten die Formen und Farben förmlich aus mir heraus. Den genauen Farbverlauf konnte ich jedoch nicht im Voraus sehen.

Für  mich enthält dieses Bild eine Spannung zwischen Eindruck und Ausdruck. Es beinhaltet wohl auch innere Ängste,  die sich ausdrücken wollten. Dunkle Momente gehören wie  Freude und Glück zum Leben. Dennoch spüre ich beim Betrachten viel gute und pulsierende Lebenskraft in diesem Bild.

Gedankensplitter zur Entstehungsgeschichte eines Bildes

Paradiesvögel

Spontan entsteht eine Spirale. Eine zweite Spirale gesellt sich dazu. „Ach, das sieht aus wie eine Eule. Vögel – das wäre es – das male ich  – Vögel – Wasservögel – also weiter.“

Aus einer Linie entstehen Figuren – weitere Vögel. „Der Schnabel – spitzig soll er sein – Schwanenschnabel. So gefällt er mir noch nicht. Zuwenig Leben ist in ihm drin. Noch eine Linie – ein Strich – es braucht noch mehr Konturenmittel über dem Kopf des Vogels.“ Spritztechnik – die Technik mit der Zahnbürste und der Muskatnussraffel. Jetzt trocknen lassen. Warten.  Die Farbenwahl: Violett und rosa – feine Farben – für den Himmel blau aber fein. „Grün fehlt mir noch, also male ich mit grüner Farbe grüne Federn.“ Wieder trocknen lassen. Letztes Ausschaffen mit der Spritztechnik.

Öffne deine Augen

und beachte die Wunder um dich herum

Öffne deine Augen

und bestaune die Wunder in dir drin

Öffne deine Seele

und lass  die Wunder in dich  hinein

Weil es dir gut tut

 

Susanna Schneebeli, Affoltern am Albis